![Der Act of Settlement von 1701: Eine dynastische Kränkung und der Aufstieg eines unehelichen Königs](https://www.lamode-a-votretaille.fr/images_pics/der-act-of-settlement-1701-a-dynastic-insult-and-the-rise-of-an-illigitimate-king.jpg)
Die britische Geschichte ist ein Flickenteppich aus Intrigen, Machtwechseln und oft skurrilen Familiengeschichten. Eines dieser Ereignisse, das die Geschicke des Landes maßgeblich beeinflussen sollte, ist der “Act of Settlement” von 1701. Dieser Akt, der auf den ersten Blick als trockene Gesetzesänderung erscheinen mag, birgt in Wirklichkeit eine gehörige Portion Dramatik und unglückliche Liebesgeschichten.
Um diesen historischen Wendepunkt zu verstehen, müssen wir zurückblicken auf die turbulente Zeit des späten 17. Jahrhunderts. Die Stuart-Dynastie stand vor dem Aus, da König Wilhelm III., ein holländischer Prinz, der durch seine Ehe mit Maria II. (Tochter von Jakob II.) den Thron bestieg, kinderlos blieb.
Die Frage der Nachfolge wurde zu einer brisanten Angelegenheit. Jakob II., der katholische Vorgänger von Wilhelm III. und Maria II., hatte zwar drei Töchter, darunter Anne, die älteste. Jedoch stand Jakob in Opposition zur protestantischen Mehrheit im Parlament. Diese sah die Aussicht auf eine katholische Dynastie mit großer Skepsis an.
Um dieser potentiellen Krise vorzubeugen, verabschiedeten das englische Parlament und das schottische Parlament den “Act of Settlement”. Dieser Akt regelte die Nachfolge für den englischen und schottischen Thron und sorgte für einige Überraschungen:
- Zunächst einmal wurde festgelegt, dass nur protestantische Nachfahren von Sophie von Hannover, der Enkelin des Königs Jakob I., Anspruch auf den Thron haben würden.
- Zweitens wurde damit gleichzeitig der Weg für eine uneheliche Abstammung geebnet, die zu dieser Zeit durchaus ungewöhnlich war: Sophie hatte zwar legitime Kinder, doch ausgerechnet ihr Urenkel, Georg von Hannover, war als
Sohn eines unehelichen Sohnes Sophies der nächste in der Reihe.
Der “Act of Settlement” hatte weitreichende Folgen. Er etablierte eine neue dynastische Linie und sicherte die protestantische Herrschaft in Großbritannien. Doch er brachte auch Kritik mit sich: Die katholischen Anhänger Jakobs II. fühlten sich benachteiligt, da ihnen jegliche Chance auf den Thron verwehrt wurde.
Georg von Hannover bestieg schließlich 1714 den britischen Thron als Georg I., der erste Monarch des Hauses Hannover. Obwohl Georg I. nicht gerade als beliebter Monarch in Erinnerung bleibt – seine mangelnde Beherrschung der englischen Sprache und sein distanziertes Verhalten gegenüber dem Volk machten ihm keine Freunde – bedeutete die dynastische Veränderung einen Wendepunkt in der britischen Geschichte:
Konsequenzen des “Act of Settlement” |
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Etablierung einer protestantischen Dynastie: Der Thron blieb fest in protestantischer Hand, was für die religiöse und politische Stabilität Großbritanniens wichtig war. |
Beginn der Herrschaft des Hauses Hannover: Die Hannoveraner regierten Großbritannien über mehr als 100 Jahre und prägten die Entwicklung des Landes maßgeblich. |
Verstärkte Machtposition des Parlaments: Der “Act of Settlement” unterstrich die Macht des Parlaments, welches die Thronfolge nun selbst bestimmen konnte. |
Der “Act of Settlement” ist ein komplexes historisches Ereignis mit weitreichenden Folgen. Es verdeutlicht die politische und religiöse Spannungen der Zeit und zeigt, wie dynastische Entscheidungen das Schicksal eines ganzen Landes beeinflussen können.