Der Vertrag von Türkmenchay; Russische Expansion und die Unterzeichnung eines ungleichen Friedensabkommens im 19. Jahrhundert
Der Vertrag von Türkmenchay, unterzeichnet im Februar 1828 zwischen dem Russischen Reich und dem persischen Qajar-Reich, war ein Wendepunkt in der Geschichte Irans. Er markierte den Beginn einer Ära russischer Vorherrschaft im Kaukasus und hinterließ tiefe Spuren in der iranischen Gesellschaft. Als Historiker kann man dieses Abkommen nur als ungleich betrachten, denn es zwang Persien zu weitreichenden Zugeständnissen, während Russland seine territoriale Expansion fortsetzte.
Die Ereignisse, die zum Vertrag führten, waren komplex und lagen tief in den politischen Turbulenzen des 19. Jahrhunderts begründet. Der russisch-persische Krieg (1826-1828) war ein entscheidender Faktor. Russland, unter Führung von Zar Nikolaus I., strebte nach dem Zugang zur warmen Küste des Kaspischen Meeres und drängte auf die Kontrolle strategischer Gebiete im Kaukasus. Persien, unter Abbas Mirza, einem fähigen aber unkonventionellen Prinzen, verteidigte seine Territorien mit Mut, doch der technologische Rückstand gegenüber Russland machte sich deutlich bemerkbar.
Abbas Mirza, den viele als einen fortschrittlichen und militärisch talentierten Mann schätzen, war jedoch nicht frei von Fehlern. Sein strategischer Blick und sein Verlangen nach Modernisierung stießen auf Widerstand innerhalb des Hofes. Die konservativen Kräfte in Persien waren gegen jegliche Veränderung und sahen Abbas Mirzas Reformen mit Misstrauen.
Die Niederlage Persiens im Krieg war unvermeidlich. Der Vertrag von Türkmenchay, der den Krieg beendete, spiegelte diese militärische Ungleichheit wider.
Wichtige Bestimmungen des Vertrages:
- Zession von Gebieten: Persien musste wichtige Territorien im Kaukasus an Russland abtreten, darunter Eriwan, Naxçıvan und Teile Aserbaidschans. Dies bedeutete einen erheblichen Verlust für Persien und schränkte seine politische und wirtschaftliche Macht in der Region ein.
- Zahlung einer hohen Kriegsentschädigung: Persien war gezwungen, eine große Summe an Russland zu zahlen, was die staatlichen Finanzen schwer belastete und zu weiteren wirtschaftlichen Problemen führte.
- Einschränkung der persischen Souveränität: Der Vertrag enthielt Klauseln, die die russische Einflussnahme in den Angelegenheiten Persiens erhöhten, und schränkte die politische Unabhängigkeit des Landes ein.
Die Folgen des Vertrags von Türkmenchay waren weitreichend:
- Verlust von Territorium und Einfluss: Die Abtretung des Kaukasus bedeutete einen erheblichen territorialen Verlust für Persien und schwächte seine Position in der Region.
- Wirtschaftskrise: Die hohen Kriegskosten und die Entschädigung an Russland belasteten die persische Wirtschaft schwer, was zu Inflation, Armut und sozialer Unzufriedenheit führte.
- Politische Instabilität: Der Vertrag trug zur politischen Spaltung innerhalb Persien bei. Konservative Kräfte sahen in Abbas Mirza einen Verräter, während andere seine Bemühungen um Modernisierung anerkannten.
Abbas Mirza: Ein tragischer Held?
Abbas Mirza, obwohl ein fähiger Militärführer und Reformist, stand vor einem Dilemma. Er versuchte, Persien zu modernisieren und gegen die wachsende russische Macht zu schützen, doch sein Weg war von Hindernissen gepflastert. Die konservativen Kräfte im Hof verweigerten jegliche Unterstützung für seine Reformen.
Obwohl der Vertrag von Türkmenchay eine Niederlage für Abbas Mirza darstellte, gilt er auch als einer der letzten großen persischen Führer, die versuchten, Persien auf dem Weg in die Moderne zu führen. Seine Vision eines modernisierten und starken Persiens blieb unrealisiert, doch sein Kampf gegen die russische Expansion und seine Bemühungen um Reform sollten nicht vergessen werden.